Historische Übersicht zu Kolumbarien

Kolumbarium, auch Columbarium (lateinisch "Taubenschlag") war ursprünglich die Bezeichnung für einen Taubenschlag. Wegen der Ähnlichkeit wurden dann auch altrömische Grabkammern mit reihenweise übereinander angebrachten Nischen zur Aufnahme von Urnen so benannt.

Heute bezeichnet man als Kolumbarium ein meist oberirdisches Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen dient (oftmals sind diese einem Friedhof - als Friedhofsträger - oder einem Krematorium - als Betreiber - angegliedert).

Zunächst waren Kolumbarien in südlichen Ländern ein weit verbreiteter Bestandteil der Bestattungskultur.

In Deutschland begann sich diese Beisetzungsart mit der Einführung der Feuerbestattung ab 1879 zu etablieren.

 

Seit der Eröffnung des ersten Krematoriums im deutschsprachigen Raum im Dezember 1878 auf dem Hauptfriedhof Gotha wurden auch deutsche Kolumbarien errichtet.

Ursprünglich gab es im Gothaer Krematorium nur eine etwa 50 m lange Säulenhalle, die im neoklassizistischen Stil erbaute Urnenkolonnade. Als diese nicht mehr ausreichte, wurde 1892 ein Kolumbarium angegliedert.


Foto: Ebhardt

 

 

 

Das Kolumbarium auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden wurde 1902 eröffnet.
Es ist im neoromanischen Stil ausgeführt.

Einige Details, wie die Schriftgestaltung, lassen jedoch den anbrechenden Jugendstil bereits erahnen.

Es verfügt über 512 Nischen zur Aufnahme von Urnen.

 


Foto: Wiesbaden.de






Auf dem Stuttgarter Pragfriedhof ist das Kolumbarium Teil des 1902 vom Stuttgarter Architekten Wilhelm Scholter im Jugendstil entworfenen und 1907 eingeweihten Krematoriums.


Foto: Stadt Stuttgart

Ein unter Denkmalschutz stehendes Kolumbarium ist das auf dem Leipziger Südfriedhof.
Es schließt sich rückseitig an den 1910 eröffneten und von Otto Wilhelm Scharenberg erbauten Trauerhallenkomplex an.
Sein Denkmalswert gilt als hoch.
Es ist Bestandteil des größten Friedhofsbauwerks in Deutschland. Die Wände sind mit Schmuckelementen und Zeichnungen versehen.
In den Wandnischen finden mehr als 2800 Urnen Platz. Das Kolumbarium und die einsturzgefährdete Urnenkammer wurden seit 2008 saniert und während der Festwoche zum 125-jährigen Bestehen des Leipziger Südfriedhofs im Mai 2011 der Öffentlichkeit übergeben.
 

 
Foto: Stadt Leipzig


1912 wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde ein Kolumbarium errichtet.

Das turmähnliche Gebäude wurde aus Natursteinen auf einem künstlichen Hügel errichtet und mit sparsamem Außenschmuck versehen.

Ein Dreiecksgiebel und ein umlaufender Fries mit Blüten und Tierschädelformen zieren ihn..

Der Innenraum wurde mit Elbsandstein und die äußere Hülle mit schlesischem Sandstein verkleidet.

Heute wird das Gebäude nicht mehr als Kolumbarium genutzt; es steht jedoch unter Denkmalschutz.

 
Foto: Friedhofsverwaltung Berlin




Seit den 1990er Jahren werden wieder Kolumbarien errichtet, beispielsweise auf dem alten Teil des Braunschweiger Stadtfriedhofs.

 

 
Foto: Stadt Braunschweig

  

  

Das erste Kolumbarium in einer Kirche wurde 2004 in der Krefelder Pfarrkirche Erscheinung Christi eröffnet.

 

 

 

 

  

 

 



Im Jahr 2006 entstand ein zweites Kolumbarium in einer Kirche - in der Aachener Grabeskirche St. Josef.

Die Kirchenschiffe und die Arkaden des Eingangsbereichs wurden mit zahlreichen Stelen für die Urnen ausgestattet (210 Stelen für 1860 Urnen).

 
Foto: alt-katholische.de

 
Foto: wikipedia


Seit 2007 gibt es ein Kolumbarium in der Allerheiligenkirche in Erfurt.
Die Allerheiligenkirche ist Eigentum des Domkapitels St. Marien zu Erfurt und gehört zur Domgemeinde St. Marien.

In der Allerheigenkirchen Erfurt (Marktstraße) wurde eine Urnenbegräbnisstätte (Kolumbarium) eingerichtet, die für Christen und Nichtchristen zur Verfügung steht,
soweit sie die Gestaltung des Kirchenraumes akzeptieren "wie er liegt und steht".

Derzeit sind alle 630 Plätze verkauft.

 


 
Foto: A. Hoenen

 

 

2008 wurde ein Kolumbarium in der evangelischen Hoffnungskirche in Leverkusen eingeweiht. 

 
Foto: Stadt Leverkusen

 

 

 

Im Februar 2010 wurde das Kolumbarium Hl. Herz Jesu in Hannover seiner Bestimmung übergeben.

 
Foto: Gemeinde Hl. Herz Jesu








Die Liebfrauenkirche in Dortmund wurde profaniert und bis zum 1. November 2010 zur Grabeskirche Liebfrauen umgebaut.

Im Hauptschiff der neugotischen Backsteinkirche befinden sich mehrere Stelen, in deren Fächern Urnen beigestzt werden.

 

 
Foto: wikipedia

 

 

Im August 2012 wurde die zum Kolumbarium umgestaltete Krypta des katholischen Hamburger Mariendoms geweiht.

 
Foto: Domgemeinde Hamburg

 

 

 

 

Im bayrischen Türkheim gibt es nur Urnengräber mit Grabstelen.

Foto: U. Liesegang

 

 

 

In Mönchengladbach gibt es zur Beisetzung seit 2014 die Grabeskirche St. Kamillus.

Dieses Kolumbarium wird durch eine private Betreibergesellschaft in Form einer GmbH
(Ansprechpartner Herr Claaßen) betrieben.

Friedhofsträger:  Deutsche Ordensprovinz der Kamillianer e. V.
Betreiber:            St. Kamillus Kolumbarium GmbH

 
Foto: G. Fongern





Auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf gibt es Kolumbarien in den
Kapellen 8 und 11. Dort werden die Urnen in Wandnischen beigesetzt.
 
Foto: Hamburger Friedhöfe AöR

Seit 2006 gibt es private Kolumbarien in Bestattungshäusern in Blieskastel, Bonn, DortmundDuisburg, Düsseldorf, Leichlingen, Mülheim an der Ruhr, Schwerte und Solingen.

Diese wirken in Trägerschaft der Altkatholischen Kirche Nordrhein-Westfalen
(Friedhofsträger).

Bei  diesem Betreibermodell wird das Kolumbarium vom jeweiligen Bestatter errichtet und betrieben.

                 

   
    Fotos zu den privat betriebenen
    Kolumbarien siehe Anhang  

 




Am 2. Oktober 2013 wurde das Kolumbarium St. Michael  Rheine (Kreis Steinfurt) eingesegnet. 

 
Foto: W. Gerhart

 







Im November 2013 wurde in der Nazarethkirche in Hannover das Südstadt Kolumbarium eröffnet.

 
Foto: wikipedia

 

 

Seit Januar 2014 ist die Grabeskirche St. Bartholomäus in Köln geöffnet.
Als erste und einzige Grabeskirche im Erzbistum Köln wurde sie am 24. Januar 2014 durch Weihbischof Manfred Melzer gesegnet und eröffnet.

 
Foto: Stadt Köln

Der Stadtgottesacker in Halle (Saale) wurde ab 1557 nach dem Vorbild der italienischen camposanto-Anlagen, speziell des Camposanto in Pisa, errichtet und gilt als Meisterwerk der Renaissance nördlich der Alpen.

Die Fläche wurde mit einer Mauer umgeben, an der man ab 1557 nach Entwürfen des Stadtbaumeisters und Steinmetzes Nickel Hoffmann in über 30jähriger Bauzeit
94 Schwibbögen erichtete, die nach innen geöffnete Arkaden bilden.
Die Bögen wurden von Hoffmann selbst gestaltet und mit seinem Steinmetzzeichen versehen.
In den Arkaden befanden sich Grüfte, die mit kunstvoll geschmiedeten Eisen- und Holzgittern abschlossen.
Eine Bestattung auf dem Stadtgottesacker ist heute grundsätzlich noch möglich, hat aber zur Voraussetzung, dass man mindestens 40 Jahre seines Lebens in Halle wohnhaft war.
Des Weiteren kann der hallesche Stadtrat eine Ehrengrabstätte auf dem Friedhof verdienstvollen Einwohnern oder verdienstvollen ehemaligen Einwohnern der Stadt verleihen.
Die Bestattung erfolgt ausschließlich in den Gruftbögen-Kolumbarien.
Eine Beisetzung im freien Feld ist auf dem Stadtgottesacker in Halle (Saale) nicht mehr möglich.

 

 
Foto: wikipedia

 

 

Auch auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Saale) befindet sich ein Kolumbarium.
Dieses ist zentral gelegen und wird von einer Mauer vom restlichen Friedhof abgegrenzt.







                                                                                 

 
Foto: Stadtverwaltung Halle

Der Alte Sudenburger Friedhof in Magdeburg-Sudenburg bietet heute alle Leistungen einer modern geführten Begräbnisstätte an.

Seit 2011 gibt es ein Kolumbarium.
Dabei handelt es sich um eine Urnengemeinschaftsanlage, die aus reihenweise übereinander angebrachten Kammern zur Aufnahme von Urnen besteht.

Zur Aufhebung der Anonymität können die Sichtplatten der Kammern beschriftet werden.


Foto: A (Stadtverwaltung Magdeburg)

Eine Besonderheit als Beisetzungsstelle stellt auf dem Dessauer Friedhof I das Kolumbarium dar. Dessen Nordseite wurde 1999 rekonstruiert. Somit konnten Grabkammern wieder neu vergeben werden.

Im Jahr 2016 konnten die Natursteinmauern, die zwei zentral angeordnete Kolumbarien umgeben, durch eine großzügige Privatspende erneuert werden.

 


Foto: MZ 2016